Vorprogramm

Samstag, 6. Juni, 19:00 Uhr
Vernissage Jörg Besser: szenische Prospekte
Der Künstler studiert an der Akademie der Bildenden Künste München in der Malereiklasse von Prof. Anke Doberauer und besuchte zuvor auch die Bühnenbildklasse von Prof. Ezio Toffolutti. Im Kunstpavillon zeigt er »Höhlenmalerei« auf 350 m².
www.flachware.de/joerg-besser/

Mittwoch, 10. Juni, 19:00 Uhr Eintritt: 5€ / 8€
Archäotechnische Aktion von Wulf Hein /

Präsentation Neandertaler-Sammlung von Muriel Nestler
Wulf Hein ist Experte auf dem Gebiet der experimentellen Archäologie. Unter seinen Rekonstruktionen (prä)historischer Gegenstände finden sich vor allem technische Werkzeuge und Instrumenten aus Stein, Holz und Geweih, aber auch Kleidung und Musikinstrumente, die die Vorfahren der Menschen zu nutzen wussten.Im Kunstpavillon wird Hein die Besucher in die technische Welt der Neandertaler entführen. Wie lernten unsere prähistorischen Verwandten die Urkraft des Feuers zu beherrschen? Welche Werkzeuge nutzen sie? Schufen sie Kunst?

Die Künstlerin Muriel Nestler begleitet die Produktion „ik spek menkenspak“ der Bairishen Geisha als Spezialistin für die Neandertaler-Sammlung. Die Spurensuche nach dem Neandertaler produziert gleichzeitig neue Spuren, die wiederum archiviert werden. Über die Zeitdauer der Forschungen häuft Nestler Erfundenes zu Gefundenem und materialisiert so die Biographien der Gestalten des Stücks. Die Installation der Sammlung lädt ein, die Geistes -, Gedanken- und Erlebniswelt der Bewohner des Kunstpavillons zu erkunden.

Mittwoch, 17. Juni, 19:00 Uhr Eintritt: 5€ / 8€
Lecture Performance von Andreas L. Hofbauer:

Über Zeugen und Zucht. Höhlenbilder
Höhlen und Ateliers haben einiges gemeinsam. Materialisierte Träume quälen sich durch ihre Nahtstellen ans Licht. Anderes wieder will sich durch diese Engpässe zurück ins Dunkel verflüchtigen. Das interessiert die Psychogeografie. Ja es könnte gar scheinen, als sei noch die „Himmelswölbung das Inn’re eines ungeheuren Schädels und wir darin seine Grillen!“ (Grabbe) Merkwürdigen Funden ist also nachzugehen. Adolf Hitler zum Beispiel schätzte das Portrait seines Schädels nicht, den Josef Thorak in Bronze goss. Letzterer meinte dazu später: „Er hat die mangelnde Ähnlichkeit gerügt. Aber ich bin kein Porträtist. Ich habe sie künstlerisch geformt und die Charaktermerkmale des Kopfes hervorgehoben. Das waren die Kauwerkzeuge.“


Mahlzeit Essen Neanderspeck?

Der Pariser Anthropologe Fernando Rozzi will an Neandertaler-Knochen Spuren entdeckt haben, die auf eine neue mögliche Ursache für das Verschwinden des Neandertalers hindeuten:
ein menschliches Faible für Neanderspeck. 
Sein italienischer Kollege Francesco d'Errico kann sich nicht vorstellen, dass die kulinarischen Vorlieben des frühen Homo Sapiens dem Neandertaler zum Verhängnis wurden:
"Ein paar Schneidspuren sind noch kein Beleg für Kannibalismus".
Unabhängig davon, ob die Beziehung zum Neandertaler durch den Magen des Homo Sapiens ging, ist Rozzis Fund ein wichtiger Beweis für eine frühzeitliche Zeitgenossenschaft von Neandertaler und Mensch.

Quellen: 
Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/wissen/470/469030/text/
Spiegel Online: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,625362,00.html



Die Installation

Der Kunstpavillon ist ein White Cube mit Oberlicht, darin steht ein kleines zweistöckiges Büro- und Lagergebäude. Dieses Gebäude im Gebäude verwandelt die Bairishe Geisha für die Dauer ihres Aufenthaltes in eine kleine Herberge, in ihr wird auch ein Teil der Aufführung stattfinden. Eine Treppe aus Podesten wird seitlich vom Dach des Herbergshäuschens in den Raum führen.
Der eindrücklichste und am meisten den Raum verändernde Eingriff wird sein, dass alle vier weißen Wände wandfüllend mit einem bemalten Prospekt behängt sind, der dem Betrachter aus einem Höhleninnenraum Ausblick in eine Landschaft gewährt.
Einzelne aufgestellte Vitrinen mit Artefakten zitieren traditionelle Ausstellungsmethoden naturhistorischer Museen.

Die Beteiligten:

von und mit Eva Löbau, Martin Clausen, Judith Huber

Dramaturgie: Charlotte Pfeifer, Szenographie: Markus Grob, Kostüme: Detlev Diehm,
Musik: Pascal Fuhlbrügge, Masken & Artefakte: Muriel Nestler, szenische Prospekte: Joerg Besser, Licht: Igor Belaga, Foto: Daniel Kraus, Film: Nikolai von Graevenitz / Sonja Heiss, Filmdarsteller: Amelie Bromm, Anna Stiglbrunner, Produktion/Redaktion: Katrin Dollinger, Presse: Christiane Pfau
München. Neandertaler im Nymphenburger Schlosspark gesichtet.

Der Letzte seiner Art

München. Neandertaler im Museum für Mensch und Natur beobachtet. 

Maskenprobe 2

Der Raum in Berlin ist verlassen


Der Umzug nach München steht bevor

Das Stück

Eva Löbau, die Mutter der Bairishen Geisha, sitzt im Kunstpavillon und mistet aus. Ihre beiden Töchter wollen nicht mehr mit ihr im Trio arbeiten, deswegen ist sie jetzt solo. Auf Druck des Arbeitsamtes soll sie Urmenschen-Darstellerin im Museum für Mensch und Natur werden. Das deckt sich mit ihrer Vorstellung einer gescheiterten Existenz.

Doch die berufliche Niederlage wird zum befreienden Neuanfang:
Erdverbunden, reinen Ursprungs will sie sich jetzt ganz ernsthaft als Neandertaler neu erfinden.
Aber dann ist da der Andere, der stört.
Ein Abend über Sackgassen in Biographie und Evolution: Was setzt sich durch, was scheitert schon im Ansatz? Und was kann man da machen?